Film- und Fernsehproduktion
Der Wintergarten als Varieté
Im Herbst 1887 fand die Eröffnung des Wintergartens als Varieté statt. Der Wintergarten avancierte zum berühmtesten Nummerntheater Berlins und des Kaiserreichs.
Durch den, für ein Varieté typischen, häufigen Programmwechsel sah man sich gezwungen, mit immer neuen noch größeren Sensationen aufzuwarten. Am 1. November 1895 fand somit die erste öffentliche und kommerzielle Filmvorführung im Wintergarten statt, wo die Brüder Max und Emil Skladanowsky ihren Bioskop im Rahmen des Varietéprogramms zeigten.
Für eine Gage von 2500 Mark führte er ab dem 1. November 1895 im Variete‘ Wintergarten seine ersten Filme vor, die als Schlussnummer im Rahmen eines Varietéprogramms gezeigt wurden. In Anzeigen wurde die Vorführung des Bioscops als „interessanteste Erfindung der Neuzeit“ angekündigt. Das 15-minütige Filmprogramm, bestehend aus acht kurzen Filmstreifen, zu dem auch Das boxende Känguruh gehörte, wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen und fand auch in der Presse Beachtung. Ein Redakteur der Staatsbürger Zeitung schrieb am 5. November 1895:
„Das Finale der Vorstellung springt auf die kleinere Bühne des Bioscop über. Der ingeniöse Techniker benutzt hier ergötzliche Momentphotographie und bringt sie in vergrößerter Form zur Darstellung, aber nicht starr, sondern lebendig. Wie er das macht soll der Teufel wissen.“
Für vier Wochen zeigte Max Skladanowsky täglich im Wintergarten seine Kurzfilme, stets vor ausverkauftem Haus mit jeweils etwa 1500 Gästen. Danach reisten die Brüder durch Europa und gastierten unter anderem in Kopenhagen und Stockholm. Im Djurgarden zu Stockholm drehten sie Komische Begegnungen im Tiergarten zu Stockholm (1896), der als erster in Schweden aufgenommener Kurzfilm mit Handlung angesehen wird. Bald ergänzten sie ihr Programm mit Berliner Straßenszenen, später folgten erste kurze Filme mit Spielhandlung wie Der nächtliche Freier (1896) und Nicht mehr allein (1896).
1996 Wim Wenders